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Stammbaum : Planchenault in Belgien


Familiengeschichte : Louis Planchenault, Felthüter in Herselt

Quelle : Vierteljährliche Zeitschrift "Het Neteland" vom Kreis der Ortsgeschichte “Heemkundige Kring Ansfried Westerlo vzw”

Band 24 Nr. 4 (Dezember 2019)

Basierend auf dem Artikel von Jef Thys

Website: www.hkansfried.be


Kapelle

Die Kapelle

In Herselt, entlang der Oude Baan, in der Nähe des Ollemanshoek, an der alten Straße nach Bergom, finden Sie eine wunderschön erhaltene Kapelle. 

In der Kapelle befindet sich ein kleiner Altar, der mit Häkeln verziert ist. Sie sehen eine Statue Unserer Lieben Frau von Lourdes zwischen zwei Glaskuppeln, die wunderschöne Blumenvasen mit künstlichen Blumen enthalten. 

Ein paar Leuchter und kleine Dekorationsgegenstände…

Die Nachbarin pflegt diese Kapelle regelmäßig. sorgfältig !


Schwer zu erkennen ist der Stein auf der Rückseite mit dem Datum 30. Juli 1910.

Dies wird wahrscheinlich das Datum sein, an dem eine gründliche Restaurierung der Kapelle stattfand.

Vorne über der Tür sehen Sie eine große graue Gedenktafel; jetzt deutlich lesbar: 

„Betet für die Seele des seligen Louis Planchenault. Geboren in Simplé, Frankreich, und hier plötzlich gestorben am 8. November 1823.“

Gedenktafel

Gedenktafel


Das weckt unser Interesse. Wir müssen mehr darüber wissen. Guy Planchenault aus Westerlo hat uns auf die Spur gebracht.

Das Magazin HKW 1979-1 erklärt in einem Artikel des verstorbenen Dr. De Belie. Da das 3-Monats-Magazin das Herzenskind des verstorbenen Marcel Govaerts nur eine begrenzte Auflage hatte und dies immerhin 40 Jahre her ist, bringen wir die Geschichte mit einigen Anpassungen noch einmal für unsere Leser.

Dr. Wilfried De Belie fand Erklärung in den 1970er Jahren bei dem alten Pfarrer, der sich noch vage an etwas erinnerte. Keine anderen erinnertes sich an diese mysteriöse Kapelle.

Der Pfarrer grub mit Hilfe von J. Heyns, den Gemeindeverwalter von Olen, ein altes Dokument aus.

Der Originaltext dieses Artikels wurde von Remi-Eugène Planchenault (º1875 - †1925), einem Lehrer in Geel, aber später in Olen, notiert. Er hatte die Daten seines Vaters Frans-Lodewijk Planchenault (º1829 - †1899). Derselbige Frans-Lodewijk der dies von seinem Vater Jean-François Planchenault (º Mol 1799) erzählt wurde, der der Sohn von Louis Planchenault war, von dem dieser Artikel handelt.

Dr. De Belie veröffentlichte dies im HKW und platzierte es 1979-1 auch in der „Übersicht der Gendarmerie“.


Rathaus Simplé

Rathaus Simplé

Louis Planchenault wurde 1756 in Simplé, einem Dorf in der Vendée, Frankreich, Département Mayenne, Arrondissement Château-Gontier geboren.

Seine Eltern waren einfache Bauern, die eine „closerie“ (Mietfarm) bewirtschafteten, die dem Kirchenrat gehörte.

Als Louis zur Armeeauslosung gehen sollte, wurde dem Vater vom Pfarrer geraten, ihn zum Zoll zu verpflichten, nach 2 Jahren wäre er vom Wehrdienst frei…


Während des Zolldienstes starben jedoch seine beiden Eltern und der Hof ging in fremde Hände über.

Louis blieb also beim Zoll angestellt. Da Louis‘ Posten an der Grenze zu Spanien lag und nachdem Napoleon Spanien erobert hatte, gab es keine Grenze und er wurde zur Verfügung gestellt. Er musste sich einen anderen Job suchen.

Er kannte nur den Ackerbau, entschied sich aber für den Kauf eines Wagens. So konnte er mit seinem Dienstpferd Wein transportieren, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Während dieser Zeit heiratete Louis Maria Francisca Boulon.

Nach der Eroberung der südlichen Niederlande durch die Franzosen wurde wieder Zoll benötigt, um die Grenze zu Holland zu bewachen. Louis wurde dorthin geschickt.

Louis war jedoch mit 4 kleinen Kindern verwitwet. Mit Pferd und Wagen ~ die Kinder in Schaffellen mit der Wolle drin! So warmherzig wie 'mollekes' seine Kinder sagten – sie gingen nach Belgien. 

Unterwegs heiratete Louis in Lille Desirée Leclerc.

Seine erste Stelle als Zollbeamter in Belgien war in Oud-Turnhout. Frans-Lodewijk Planchenault erzählte dazu folgende Anekdote:


Anekdote:

Eines Tages, während er seine Reisestiefeln in Hemdsärmeln polierte, sah Zollbeambte Planchenault in der Ferne eine „Voiture“ näher kommen. Er klopfte an das Fenster des Wachhauses, um nach seiner Tunika zu fragen, damit er die Kutsche in Uniform untersuchen konnte. Er durchsuchte die Kutsche, konnte aber nichts finden, was zollpflichtig war.

Der dicke Kutscher wollte Louis beim Aussteigen etwas geben, aber Louis weigerte sich rundweg. Diese "Geste" war Louis verdächtig. Deshalb beschloss er, auch den Kutscher einer Untersuchung zu unterziehen. Auf der Straße war das nicht möglich, also gingen sie in ein Gasthaus. Hier lag der Leutnant der Zollbeamten mit einem gebrochenen Bein im Bett. Ein anderer Zollbeamter strickte leise.

Louis besprach die Angelegenheit mit dem Leutnant, der sich einverstanden erklärte, den Mann zu durchsuchen. Als Louis damit beginnen wollte, zog der Mann plötzlich eine Waffe. Louis packte seinen Arm und drückte ihn hoch, damit niemand verletzt werden konnte. Beide Zöllner überwältigten den Kutscher.

Was hat sich jetzt herausgestellt? Es war der österreichisch-niederländische Steuereintreiber Dupuis, der mit der Staatskasse nach Holland fliehen wollte!

Altar

Altar


Später wurde Louis zur Zollstelle in Mol versetzt.

Als er mit seinem überfüllten Karren, an dem draußen Töpfe und Pfannen hingen, in Mol einfuhr, bemerkte jemand: "Das muss ein 'Vermarkter' sein ... Die Familie Planchenault trägt seit langem den Spitznamen 'van de Merketenter' („merketenters“ verkaüften allerhande Gütern von Haus zu Haus und folgten früher meist den Heerestruppen).

Frans-Lodewijk erzählte auch eine Anekdote über diesen Aufenthalt in Mol:

Skizze unbekannter Herkunft

Skizze unbekannter Herkunft

Anekdote:

3 Zollbeamte kehrten in der Abenddämmerung von einer Inspektion in Turnhout zurück. Sie hörten Gerüchte über herannahende Karren über das Moor. Das war verdächtig! Und sie stimmten zu, im Hinterhalt zu liegen. Sie waren erfolgreich und fingen nicht weniger als 34 Wagen mit Schmuggelware ab!

All diese Fuhrleute zu überwältigen war eine andere Sache! Diese Fahrer dachten, sie könnten die 3 Zollbeamten in einem Kampf besiegen. Ein Zollbeamter rief: "A moi, Planchenault, on m'assasine!", grob übersetzt: "Planchenault, Hilfe, sie bringen mich um!"

Louis feuerte einen Schuss ab und traf ein Pferd am Kopf, woraufhin die Fahrer ihren Konvoi verließen! Als sich nun die Zollbeamten bei ihrem Leutnant meldeten, sagte einer von ihnen, auf dem Rücken des erschossenen Pferdes sei eine Packung festgebunden gewesen. Der Leutnant antwortete: „Dann musst du diese Packing alleine holen!“ Dieser Packung enthielt kostbare Spitzenarbeit von einem „Monarchen“! Vielleicht gehörte dieser Wilhelm V., der nach England geflohen war. Die Franzosen „konfiszierten“ in dieser Zeit alles und jedes! Sie brauchten Geld, um Krieg zu führen.

Frans-Lodewijk erinnerte sich, dass sein Großvater dafür eine große Summe erhalten hatte, aber er wusste nicht mehr den richtigen Betrag ...


Eine andere Anekdote von Mol:

Ein neuer Leutnant wurde ernannt; Louis Planchenault war bereits zum Unterleutnant befördert worden.

Es war bekannt, dass der neue von Schmugglern bestochen wurde. Eines Morgens ging Großvater mit dem neuen Leutnant, der noch im Bett lag, um Befehle entgegenzunehmen.

Vater tadelte den Leutnant: „Sind Sie noch in Ihrem Bett? Schmuggler sind schon vorbei!“

„Was?“ antwortete der Leutnant. „Werden Sie mir schon Befehle erteilen?“ Er sprang aus dem Bett und zog seine Weste an. Stapel von goldenen Louis-Stücken fielen aus seinen Taschen. Großvater bemerkte: „Tiens, mon lieutenant, vous êtes si riche?“ „Ja“, antwortet der Leutnant, „ich habe gestern ein Pferd verkauft.“ Ich weiß es besser, dachte Großvater und sagte: „Ich reite nach Turnhout. Reiten Sie mit mir ?“

Er lehnte ab.

In Turnhout erzählte Großvater dem Inspektor seine Geschichte, der sofort beschloss, nach Mol zu fahren. Als Ergebnis wurde der Leutnant abgesetzt!

Schließlich geschah dies auch in Mol:

Großvaters Pferd war zu alt geworden und eines Tages ging er mit einem Pferdehändler von Mol zum Markt nach Gorkum. Beide haben sich dort ein Pferd gekauft.

Als sie nach Hause fuhren, war es gut gefroren. Die Straße war rutschig und die Hufe der Pferde waren dafür nicht ausgelegt.

Die Reiter traten dann neben ihr Pferd, um zu plaudern. Plötzlich stolperte das Pferd des Großvaters und das Pferd fiel auf ihn.

Sein Bein war gebrochen. Großvater wollte das unterwegs nicht erledigt haben und so trottete er weiter zu Mol.

Die Heilung zog sich über Monate hin; er hatte große schmerzen. Sein ein Bein war jetzt kürzer als das andere. Infolgedessen musste er vom Zoll zurücktreten. Dann beantragte er seine (französische!) Rente.

Er hatte damals sieben Kinder, aber seine Rente reichte nicht aus, um sie zu ernähren!

Louis suchte dann eine neue Stelle…


In Herselt war die Stelle des Feldhüter vakant, für die er sich bewarb. Er hat diese Stelle bekommen.

Das war um 1810, noch in der französischen Zeit. Louis blieb 13 Jahre in Herselt beschäftigt.

Über diese Zeit erzählte Frans-Lodewijk Planchenault folgende Anekdote:

Louis hatte eine stehlende Frau erwischt und einen Bericht verfasst. Diese Frau hielt es für nichts Besseres, als allen zu erzählen, dass sie von Großvaters Hund gebissen worden war. Als ihr Prozess in Turnhout stattfand, ließ sie sich in einem Karren nach Turnhout bringen! Ihr Bein war eingewickelt, es war zu schrecklich, um es anzusehen.

Der Richter stellte fest, dass es illegal sei, einen Hund Menschen beißen zu lassen! Der Fall wurde für 14 Tage vertagt. Am darauffolgenden Sonntag war die Westerloer Jahrmarkt, und Vater ging mit den Herselt-Jugendlichen dorthin. Er hüpfte die ganze Nacht, und als er am nächsten Tag nach Hause kam, tadelte Großvater ihn scharf. Er schwafelte weiter, und Vater fragte, ob er ein Wort sagen dürfe.

Vater erzählte nun, dass er zusammen mit 2 Zeugen diese Frau auf dem Jahrmarkt tanzen sah. „Heute noch nie so eine schöne Tat gemacht“, sagte Großvater und seine donnernde Predigt war plötzlich zu Ende!

Großvater sah nun seine Chance, den Richter in Turnhout privat zu informieren, bevor er über diesen Dieb und ihren Hundebiss entscheidet. sie ließ sich wieder mit einem Karren nach Turnhout bringen. „Madame“, sagte die Richterin, „letzten Sonntag war in Westerlo ein Jahrmarkt, waren Sie dort?“…

Schließlich gab sie widerstrebend zu, auf dem Jahrmarkt gewesen zu sein und gestand in leisem Ton, dort getanzt zu haben. Sie ist ins Gefängnis geflogen!

Und diese Wunden an ihrem Bein? werden Sie sich wundern. Dieses einfache Volk kannte eine Pflanze, die, wenn man sie auf einen Körperteil aufträgt, eine heftige Entzündung verursacht. Die Dame hatte geglaubt, sie könnte sich mit einem solchen Trick retten…

Am 8. November 1823 hatten einige Bauern in Herselt einen Landstreicher festgenommen, der vermutlich des Diebstahls verdächtigt wurde. Sie baten den Felthüter um Hilfe, um den Schurken der Gendarmerie zu übergeben. Großvater anschaute das Aussehen des Schurken, und er muss gesagt haben: "Das sieht aus wie ein erstklassiger Schurke! Ich nehme mein Gewehr und bringe ihn weg.«

Mein seliger Vater wollte mit gehen, aber Großvater wollte nicht. Er tat frisches Pulver in die Pfanne, lud sein Frontladergewehr und sagte: „Ich habe mein Gewehr und meinen Hund, wer wird mir etwas tun?“ Und er ging mit dem Landstreicher zur Gendarmerie von Westerlo. Fünfzehn minuten von Herselt entfernt, an der Oude Baan, lag ein Gasthof, „De Mageren Koolhof“. Als sie vorbeigingen, klagte der Gefangene so sehr über Durst, dass Großvater zustimmte, für einen Getränk anzuhalten. Die Wirtin saß im Wirtshaus mit einem kleinen Kind auf dem Arm, und um Bier zu holen, legte sie das Kleine auf den Schoß des Großvaters. Inzwischen hatte er sein Gewehr hinter sich in der Ecke neben dem Herd aufgestellt.

Plötzlich nutzte der Bösewicht diese Situation aus, um die Waffe mit einem Sprung zu ergreifen. Sofort erschoss er Großvater damit und floh aus der Tür, verfolgt von dem Hund, der ihm sicher in den Wald folgte. Als die Familie Planchenault den Hund später alleine nach Hause kommen sah, befürchtete sie einen Unfall. Sie machten sich sofort auf die Suche und fanden ihren Vater tot im Gasthaus. Das Kind blieb unverletzt, aber die Kugel war aus nächster Nähe abgefeuert worden und der Felthūter hatte keine Chance ... Der Name des Inhabers ist unbekannt, aber 1845 lebte dort eine "Komiker"-Witwe Norbert Eens. Cabaretière ist der französische Name für Cafébesitzer. Und der Atlas der Nachbarschaftsstraßen zeigt, dass dies jetzt das Haus mit der Nummer 12 ist, entlang der Oude Baan, dahmals der Straße nach Westerlo, über Bergom.

Der entlaufene Bösewicht hat sich wohl schon länger im Wald versteckt. Aber nachdem die Totenglocken für Großvater-Felthüter Planchenault geläutet hatten, floh er nach Norden nach Holland. Nach der Revolution von 1830 hätte er sogar die Rückkehr in unser Land gewagt, aber die revolutionären Ereignisse störten ihn weder durch die Gendarmen noch durch die Justiz.


Nach dem Sturz Napoleons 1815 hatte Großvater tatsächlich auf die französische Staatsangehörigkeit verzichtet, um seinen Posten als Feltjüter in Herselt zu behalten.

Damit Großmutter Leclerc noch eine Witwenrente beziehen konnte, stellte der damalige Gemeindesekretär Van Calster die Sterbeurkunde so aus, als ob Großvater noch Franzose wäre, in der Gegend unterwegs war und leider verunglückte ... denn in den neu gegründeten Niederlanden ( Zeitraum 1815 bis 1830) gab es noch keine Rückstellung für 'Pensionen'…

Später wurde an der „Mordstätte“ zwischen den Hausnummern 12 und 14 eine Kapelle errichtet.

Zuerst eine kleine hölzerne Stahlkapelle; später wohl 1910 eine steinerne Kapelle, wie sie in ihrer heutigen Form noch zu bewundern ist.

Witwe Désirée Leclerc erhielt ihre Rente, musste sich dann aber in Frankreich niederlassen.

Sie zog sich nach Lille zurück und lebte dort in der Rue de Paris, „au coin de la Rue Dragon“.

Jedes Jahr besuchte sie ihre Kinder hier in Belgien. Sie blieb 2 Monate in Olen mit ihrem Sohn, 2 Monate in Mol mit ihrer Tochter und 2 Monate mit ihrem Sohn in Turnhout.

In der Region Olen kommt der Name Planchenault noch sporadisch vor: Guy Planchenault (º1941) lebt in Westerlo, sein Sohn Philip (º1966) hat ebenfalls schon einen Sohn Xxxxx (*) und 2 Töchter Aricia und Xxxxx (*), die den Familiennamen weiterführen können.

Guy hat auch eine Tochter Anne (º1963), die wiederum einen Sohn Louis hat, ebenfalls mit dem Familiennamen Planchenault. Der Familienname wird daher in den Kempen nicht verschwinden!

(*) Name versteckt ausstehender Datenschutzeinwilligung


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